Dr.ANDREA BÜSING – Einführung zur Ausstellung Andrzej Jan Piwarski – Rathaus-Duderstadt 1998

…So ist Andrzej Piwarski sich bewusst, dass er als Künstler die Möglichkeit hat, mit der Zeit – als Material zu arbeiten. Er sagt: “Ich will Zeit malen” – in seinen Bildern sei Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gespeichert, letztgenanntes auch im Hinblick auf den Betrachter und dessen Reaktion. Piwarski will den Dialog mit dem Betrachter, er male zur Hälfte für sich und zur Hälfte für das betrachtende Gegenüber, das die Symbole enträtseln und darauf reagieren soll.
Die Farben – als Grundtönung des Bildes – werden bei ihm zu Flächen, was der kraftvollen Dynamik seiner Pinselführung nicht widerspricht. Piwarski interessiert die Struktur des Farbauftrags und die Art, wie mit der Farbe umgegangen werden kann. Er sagt, alle Maler seit 1000 Jahren haben dieselbe Materie, nämlich die Farbe, zu Verfügung. Die “Spur des Künstlers” (man könnte auch sagen: die Handschrift des Malers) sei das, was zwischen der nassen und der trockenen Farbe passiere. Daran könne man den Charakter des Malers erkennen. So ist Piwarski´s Hauptsprache, die Struktur der Farbe. Und er liebt starke Strukturen, daher die gespachtelte oder mit Sand und anderen Materialien vermischte Farbe. Das ergibt die Räumlichkeit der Bilder: sie leben aus Verdichtungen der Farbe, aus sich überlagernden Farbschichten bis hin zu perlend feinen Farbresten, wie eine sich verflüchtigende Erinnerung…
Dr.ANDREA BÜSING – Einführung zur Ausstellung Andrzej Jan Piwarski – Rathaus-Duderstadt 1998