OLIVIA SCHOTT aus dem Katalog “Andrzej Jan Piwarski – Museum der Geschichte der Stadt Gdansk -1990”

Mit Hilfe von Farbe, Pinsel und Strukturen findet A.Piwarski einen Darstellungsmodus, der Idee vom Ausdruck der Persönlichkeit gerecht werden kann. Ausdrucksmittel ist die Pinselsprache, deren Duktus sich in fast allen Bildern Piwarskis als lebendiges Zeichen wiederfinden lässt. Über den Dialog von Künstler und Modell finden wir in diesen Porträts den Eindruck als Ausdruck, Seele und Temperament als Ausdruck gestaltet. Eine solche Form der psychologisierenden Wahrnehmung, setzt das jeweils subjektiv Wahrgenommene voraus und bekennt sich zur subjektiv Weltsicht, do wir als Individuen die Welt nicht objektiv wahrnehmen können. Sie versucht zum Kern der Dinge vorzustoßen und verneint eine scheinbar objektive Darstellung, wie sie in einer naturalistischen Verfahrensweise angelegt ist.
Das Porträt steht für die Eigenart, die Eigenschaften der dargestellten Person muss aber im Betrachtungsprozess erschlossen werden und verweist über die subjektive Wiedererkennbarkeit hinaus auf die Wahrnehmungsformen und -möglichkeiten von Menschen. Zur inhaltlichen Schichtung treten die Schichtungsräume der Farben, Strukturen und Materialien im Bild. Die umgebende Räumlichkeit, der Kontext wird bewusst vage gehalten. In “Ausgrabungen” und ähnlichen Porträts ist der Bildausschnitt so nah gewählt, dass das Zentrum des Gesichtes formatfüllend ist. Räumlichkeit ergibt sich durch die Farbschichtung im Gesicht selbst. So führen bei “Ausgrabungen” die Augen in die Tiefe, ins innere; dieselben Augen, die den Betrachter intensiv ansehen und gleichsam zum Schauen auffordern. Inneres und Äußeres spiegeln sich gegenseitig unter Einbeziehung des Betrachters. Ein anderes Element der “Grabung” tritt in diesem u.ä. Bildern durch die Einbeziehung des Materials Sand hinzu. Sandstrukturen sind in diesen Bildern so gesetzt, dass sie als eine weitere Farbe hinzutreten können. Gleichzeitig stellen sie aber auch ein räumlich-plastisch gliederndes Element dar, das bisweilen übermalt ist.
OLIVIA SCHOTT aus dem Katalog “Andrzej Jan Piwarski – Museum der Geschichte der Stadt Gdansk -1990”