Dr.BALDUR HERMANS aus dem Katalog “Andrzej Jan Piwarski-Ruhrlandhalle – BOCHUM 1991”

…Was macht es so faszinierend, sich auf das malerische Werk Andrzej Piwarskis einzulassen? Einmal sein virtuoses Können. Davon zeugen Malereien on Öl durch alle Schaffensperioden, Acrylbilder der 80er und 90er Jahre bis hin zu Pastellen und Aquarellen, die in jüngerer Zeit entstanden sind und in ihrer farblichen Intensität oder lichten Transparenz die Lebensbezüge und Schaffensorte des Künstlers widerspiegeln. Andrzej Piwarski ist aber auch ein sensibler Porträtist von Weggefährten und Zeitgenossen. Er deutet vielschichtig und akzentuiert zugleich Charakter und Ausstrahlung der von ihm Porträtierten. Dies gilt sowohl von Menschen im gereiften Alter wie von Kinder und Jugendlichen. Einen besonderen Stellenwert nehmen im Schaffen Piwarskis die Landschaftsbilder ein. Das sind aber keine Idylle. Piwarski verfolgt den Eingriff des Menschen in die Landschaft. Er macht es deutlich, indem er die künstliche und vom Menschen vergewaltigte Landschaft thematisiert, in der der Mensch, nicht weniger “entfremdet”, mit sichtbar wird. Durch Werbung und Touristik bekommen wir, so Piwarski, Landschaft ” in Pillen” verabreicht, “zur Ablenkung und als Sedativum. So wird Landschaft mit und auf der Werbetafel unsere Wirklichkeit. Der Baum wird zur reinen Erinnerung”.
Andrzej Piwarski lebt und leidet mit der geschundenen Unwelt und Natur. Im Mittelpunkt steht für ihn aber der Mensch. Und hier liegt die große Bedeutung auch der in der Solidarnosc-Zeit entstandenen Bilder: Sie sind Aufschrei nach Gerechtigkeit und Freiheit, manifestiert in hintergründigen und direkt sprechenden Symbolen: ein Kopfsteinpflaster mit alltäglichen Abfällen – Spuren des Menschen, dazwischen rote Flecken – Spuren von Gewalt von Menschen am Menschen. Dazwischen Pfeile, die hinausweisen: Hinweise, dass nicht die Gewalt der Straße von ideologischem und praktischem Totalitarismus befreit. Piwarski: “Es muss anders gehen. Solidarischer Kampf ist kreativ, findet andere Wege”. Piwarski hat viele Symbol-Bilder von leidenden und hoffenden Menschen selber zu zeigen. Aber er hat auch den Menschen immer wieder direkt dargestellt, den Einzelnen in der Hasse, der seine individuelle Sendung hat und zugleich in der solidarischen Pflicht für alle steht: gegen “die Masse der Klasse”…
Dr.BALDUR HERMANS aus dem Katalog “Andrzej Jan Piwarski-Ruhrlandhalle – BOCHUM 1991”