…A.J.Piwarski ist einer der bemerkenswertesten und ungewöhnlichsten Maler der Gegenwart. Er repräsentiert nicht nur die Position eines “stets – Hinterfragenden”, sondern auch die des “immerwährend – Beobachtenden”.
Objekt und Subjekt zugleich sind ihm Psychogramme eines übergeordneten Ichs, Konstatierungen von Zuständen, Erinnerungen, Erregungssituationen und seelischen Kontrasterscheinungen. Er vermag sie zu erfassen, zu erfassen mit seismographisch anmutender Präzision, und hinzuwerfen mit einer von Farben gewissermaßen unabhängigen Expressivität, die selbst in Schwarz-Weiß-Grau-Werten ihre Wirkung nicht einbüßt, ja eine unbedingte Eigenwirkung entwickelt, die nur diesen Tönen zueigen sein kann.
Raum, Räumlichkeit und Zeit, eng miteinander verknüpfte Elemente von Empfindungsebenen haben in A.J.Piwarskis Bildern die rolle einer zentralen und immer wieder angegangenen Problematik. Seine Raumdimensionen sind nicht immer evident, doch nach eindringlicher Betrachtung werden sie sichtbar, spürbar, erfahrbar, der Rezipient setzt sich mit ihnen auseinander – und zwar nahezu intuitiv, ohne logische Folgerichtigkeit.
Denn, so real die Farben auch gesetzt sind, für den Betrachter bleibt ihre Raumwirkung in Verbindung mit den hieroglyphenartig gesetzten Farbzeichen, Strichen, Zahlen, Ziffern, Satz- und Wortrelikten ein Hauptfaszinosum.
Die Farbe wird sowohl in ihrer Substanz als auch im Sinne von Ausdruckswerten und ihrer näheren Bestimmung eingesetzt. Versprüht, geschabt, gespachtelt oder mit vehementen, temperamentgeladenen Zügen aufgetragen, wirkt sie in ihrer Materialgebundenheit lebendig. Eine besondere Plastizität wird herbeigeführt durch die Verwendung von Marmorsand. Die Farbe erhält in Verbindung mit ihm eine fein-körnige Substanz, der eine reliefanmutende Wirkung immanent ist…
CHRISTINE WICHO aus dem Katalog: Andrzej Jan Piwarski – Zeitspuren – Oberschlesisches Landesmuseum – Ratingen 1993