2008 – GALERIE IM RATHAUS TEMPELHOF – BERLIN

GALERIE IM RATHAUS TEMPELHOF – BERLIN – 21.Februar – 9. Mai 2008 Tempelhofer Damm 165 , 12099 BERLIN – Kunstamt Tempelhof – Schöneberg BARBARA UR – ANDRZEJ JAN PIWARSKI – ” Zeitsprünge – konstruktive Zeit” – – Malerei, Grafiken und Skulpturen.

Katalog 72 Seite -Text Martin Schönfeld “Die Materie sprechen lassen. Andrzej Jan Piwarski zum 70. Geburtstag – “Siebzig Jahre im Leben stehend, fünfzig Jahre als Künstler aktiv, mehr als vierzig Jahre im internationalen Ausstellungswesen vertreten – das ist die bisherige, beeindruckende Bilanz von Andrzej Jan Piwarski, die nicht verrät, welche Umstände damit oft verbunden waren. In diesem Gesamtwerk ist ein Alterstil noch längst nicht erkennbar. Wollte man sein derzeitiges Schaffen dazu zählen, dann hätte Piwarskis Spätwerk schon vor fast zwanzig Jahren begonnen. Zwar ist die früher expressive Handschrift allmählich einer ruhig-reflektierenden Malweise gewichen und sind seine Werke lyrischer geworden. Aber mit dieser Entwicklung ist ihm das zentrale Thema der “Zeitspuren” nicht abhanden gekommen und hat in seinem Schaffen an Bedeutung nichts eingebüßt. Das Wort “Zeitspuren” selbst verdeutlicht, welchen Stellenwert die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Zeitlauf für ihn einnimmt.

Für die Durchdringung der Zeitlichkeit, für die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart in einem Bild, ist das Motiv der Wand ein sehr bedeutsames für Andrzej Jan Piwarski geworden. Schon Leonardo da Vinci empfahl jungen Malern, die Flecken an einer Wand zu studieren, denn sie seien voller Bilder. Bei der Betrachtung der Malereien von Andrzej Jan Piwarski möchte man meinen, er habe sich diesen Rat zu Herzen genommen. Viele seiner Werke verdichten die von Leonardo angesprochenen Bilder auf Wänden zu neuen Kunstwerken. In vielen Schichten trägt er die Farben auf, mischt den Farben Sand, Kohlenstaub und vor allem Marmormehl bei, so dass seine Malereien eine sehr feine und besondere Plastizität auszeichnet. Die Töne unterer Farbschichten werden wie in einem Sgraffito an die Oberfläche hervorgekratzt. Striche, Buchstaben, Wörter formen grafische Strukturen. Aber sie können nicht entziffert werden. Durch die vielen Malschichten verlieren sie ihre Lesbarkeit. Mit feinen Lasuren erreicht Piwarski die Blässe des Verblichenen; er lässt die Aufschriften wie durch Wind und Wetter ausgewaschen wirken…”